Wie du durch Kaltbaden zur Maschine wirst

Lesezeit: 4-5 Minuten


Es war ein klarer Februarmorgen und sie wollte nur eben eine Runde mit dem Hund gehen. Doch was sie dann sah, verschlug ihr den Atem.


Jeden Morgen macht Ursula (83) ihre Gassi Runde am Fluss entlang. Die Natur, die frische Luft und diese Ruhe… aber nicht heute. Sie ahnt nichts Böses, doch dann sieht sie sie plötzlich: Eine Horde halbnackter Berserker – was tun diese Wahnsinnigen da? Wenige Augenblicke später sieht sie es… Fassungslos schüttelt sie mit dem Kopf. Verrückt, diese jungen Leute!


Wozu soll das denn gut sein?

Es ist DER Lockdown Trend, der gerade quer durch alle Sportszenen geht: Baden im kalten Wasser. Ob aufs Gratewohl oder mit speziellen Plänen und Atemtechniken (z. B. nach Wim Hof),das Internet ist voll mit diversen Videos dazu – und die Mythen sprießen munter aus dem Boden.


Was kalt Baden dir (nicht) bringt und wie du am besten damit anfängst

Vielleicht hast du ja schon einmal gehört, dass Eisbaden die Regeneration verbessere. Das Problem an dieser Aussage ist, dass sie teilweise stimmt – und teilweise voll daneben liegt. Inwiefern? Zuerst einmal gibt es individuelle Unterschiede. Manche Leute reagieren gut auf Kryotherapie (Aufenthalt im kalten Wasser oder andere Methoden), andere gar nicht und manchen schadet sie. Es gibt unter Berücksichtigung der aktuellen wissenschaftlichen Daten kein allgemeingültiges Vorgehen, das richtig für Jeden ist.

Tatsächlich sprechen sogar manche Studienergebnisse dafür, dass Kaltwasserbäder Kraft- und Muskelwachstum hemmen. Diese Studien wurden allerdings unter sehr speziellen Bedingungen durchgeführt, die nicht vergleichbar mit ein paar Minuten im See sind. Deswegen brauchst du dir also keine Sorgen machen, dass du weniger Kraft oder Muskeln aufbauen wirst, wenn du das kalte Wasser genießt.


Du wirst aber auch definitiv nicht besser aufbauen – hier sind die Daten recht eindeutig. Na toll, wozu macht man denn sowas dann?

Wenn du 2014 Fußball geschaut hast, kennst du vielleicht noch die Bilder von Peer Mertesacker in der Eistonne. Hatte der keine Ahnung? Doch. Denn kaltes Wasser kann eines: Entzündungen reduzieren. Auch die, die durch Muskelschaden entstehen und somit Muskelkater verursachen. Für einen Leistungssportler, der möglichst schnell wieder wettkampffähig sein möchte, ist das Eiswasser also eine spannende Methode – er ist am nächsten Tag muskulär fit.


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Und wenn Du keine Turniere bestreitest?

Auch dann kommst du auf deine Kosten. Was auf der körperlichen Ebene passiert, ist schnell erklärt: Dein Immunsystem wird geboostet, weil du mehr weiße Blutkörperchen produzierst. Du wirst weniger krank und steckst Infekte schneller weg. Und es wird noch besser: Die Produktion von braunem Fettgewebe wird angeregt. Wirst du also dadurch fett? Nein, im Gegenteil, statt schwabbelndem weißen Fett, das nichts kann außer hängen, bekommst du braunes Fett, das dich wärmt und (genau wie Muskeln) Kalorien verbrennt. Du bekommst Fett, das dir beim Abnehmen hilft – nicht schlecht, oder?

Zusätzlich wird deine Thermogenese besser. Du produzierst also mehr Wärme und kannst theoretisch in T-Shirt spazieren gehen, während andere Leute bibbernd an dir vorbeidackeln. Du bist dann definitiv nicht mehr die Person, wegen der das Fenster geschlossen werden muss.


Und das war erst die Spitze des Eisberges…

Denn der größte Vorteil ist: Du wirst stärker – nicht körperlich, sondern mental. Es bedeutet Überwindung sich der Kälte auszusetzen. Vor allem beim ersten Mal. Starke Menschen sind häufig die, die sich am öftesten überwunden haben. Mit jedem Mal überwinden wächst du.

Die Sache beim Kaltbaden ist: Es ist kontrollierbar und einfach. Es kann nichts schief gehen. Du musst es nur machen und es dauert nicht einmal lange. Du hast also einen ziemlich einfachen Win: Du kannst innerhalb von ein paar Minuten ein Erfolgserlebnis haben, mental stärker werden und stolz auf Dich sein.

Wenn du es dann im nächsten Schritt sogar noch schaffst, im kalten Wasser ruhig zu atmen… hast du einen weiteren Schritt auf dem Weg zum Super Saiyajin gemacht. Denn die Kälte ist für den Körper eine Stresssituation. Er will schnell atmen und flüchten. Flüchten ist nicht cool – im wahrsten Sinne des Wortes. In diesem Moment die Kontrolle zu behalten, im Wasser zu bleiben und den Atem zu beruhigen… das ist etwas, das du mitnimmst in jede andere fordernde Situation. Egal ob du körperlich oder verbal angegriffen wirst, einen Schicksalsschlag erleidest, ein existenzielles Gespräch hast oder sonst etwas: Im kalten Wasser kannst du dir antrainieren, Stress sofort zu kontrollieren und einen „kühlen“ Kopf zu bewahren. Fühlt sich besser an und du triffst bessere Entscheidungen.

Natürlich ist das nichts für Jedermann. Wem so etwas einfach nicht wichtig ist, wer sehr empfindlich ist (und nichts daran ändern möchte) oder wer einfach andere Wege bevorzugt, an sich zu arbeiten, wird diese gehen.

Kaltes Wasser ist bloß ein einfacher Win. Und wie fängst du am besten an? Gerade schreiben wir den Februar 2021 und der letzte See, in dem ich schwimmen war, hatte einen Eispanzer und 0 Grad Wassertemperatur. Ist das zu „krass"? Meine Meinung: Nein. Es ist so oder so kalt. Ob das Wasser 15,9 oder 0 Grad hat, es ist beim ersten Mal einfach „neu“.

Deswegen Möglichkeit 1: Konfrontation. Geh langsam, aber bestimmt rein. Komm sofort wieder raus und warte, wie dein Körper reagiert – du wirst einen Hitzeschub wahrnehmen. Dann gehst du noch einmal rein und achtest jetzt auf deine Atmung. Bleibst so lange drin, wie es geht und kommst dann raus. Bewegst dich etwas, trocknest dich ab, ziehst dich an… fertig.

Möglichkeit 2: Du kannst dich wochenlang mit irgendwelchen Duschroutinen vorbereiten. Z. B. mit 30 Sekunden anfangen und darauf hinarbeiten, 2 Minuten unter der kalten Dusche zu stehen und dabei ruhig zu atmen. Es mag sein, dass das hilfreich ist – da ich aber schon seit Jahren am Ende jedes Duschganges kalt dusche, kann ich es nicht beurteilen. Mittlerweile war ich allerdings auch mit vielen Warmduschern im Eis schwimmen und sie kamen hervorragend mit der Konfrontationsmethode klar.

Am Ende ist es wie bei allen Dingen: Wissen, was man will und dann einfach machen.


Fazit: Kaltbaden wird dich nicht zu Herkules machen. Vielleicht hilft es dir, deiner Fettverbrennung einen Kick zu geben, vielleicht auch nicht. Definitiv macht es dich aber sowohl körperlich als auch mental härter und belastbarer – und es ist mal ein Erlebnis im Lockdown Winter. Meine Empfehlung: Wenn du es spannend findest, mach es einfach! Und wenn du weitere Fragen hast: Let me know.


Herzliche Grüße,
Vincent Braukämper
Strength & Performance Coach, Dozent, Autor


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Tags: Sonstiges

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